Oder auch: Wo ist Walter? Wie schon im letzten Blogbeitrag angekündigt, dreht sich dieses Mal alles um die Bildkomposition. Vor allem aber darum, wie du Bilder schießen kannst, die die Aufmerksamkeit auf das ziehen, was du wirklich zeigen willst.
Vielleicht kennst du das Problem. Du siehst deinen Sonnenschein in einem wunderschönen Moment. Das Licht stimmt. Dein Handy hast du griffbereit und du drückst auf den Aufnahmeknopf. Abends beim Fernsehen gehst du nochmal die Bilder vom Tag durch und stellst fest: Verdammt, dein Bild ist zu voll. Unglaublich überfüllt, jedes Detail ist scharf und dein Auge springt nur so von Bilddetail zu Bilddetail.
Oder du planst zu Weihnachten eine besonders schöne Grußkarte mit einem Bild von deiner Familie. Alle sind positioniert, der Selbstauslöser ist eingestellt oder deine Freundin drückt auf den Auslöser. Du schaust dir das gemachte Bild an und stellst fest: Im Hintergrund lukt ungünstig das Grün einer Topfpflanze hervor. Ein paar verschieden farbige Decken ziehen die Aufmerksamkeit von euch ab und irgendwo im Hintergrund taucht auf einmal dieser Magazinstapel auf.
Dein Bild ist zu voll. Was du dagegen tun kannst oder wie du dein nächstes Familienshooting zu Hause gestalten kannst, erfährst du hier.
Mit einem Foto ist es in etwa so wie mit einem Kinderzimmer: Die schönsten Spielsachen oder die Lieblingsdecke sind einfach nicht mehr auffindbar, wenn alle Sachen herausgeholt und im Raum verteilt sind. Natürlich können Bilder auch davon leben, wie ein Wimmelbild zu sein, wie diese traumhafte Luftaufnahme aus Shibuya zeigt.
Aber eigentlich möchtest du ja sicherlich, dass dein Kind oder deine Familie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Und dafür gibt es drei Wege (und einen kleinen Trick). Hier die drei Tipps, was du machen kannst, damit dein Bild nicht zu voll ist.
Eine Sache, die Bilder schnell unruhig wirken lässt sind viele und vor allem zu viele kräftige Farben. Erinnerst du dich noch an den Farbkreis oder die Grundfarbe aus der Schule? Gelb, rot und blau als Grundfarbe und daraus ergeben sich die ganzen weiteren Farben.
Für die Bildgestaltung besonders wichtig: Komplementärfarben. Du erinnerst dich vielleicht noch daran, dass rot und blau violett ergibt, gelb und blau grün und gelb und rot orange. Als Komplementärfarben werden die gegenüberliegenden Farben bezeichnet. Am bekanntesten ist sicherlich, dass gelb die Komplementärfarbe zu violett ist.
Für die Bildgestaltung wichtig ist, dass die Verwendung von Komplementärfarben zu Spannung im Bild führt. Ruhiger wird es wenn benachbarte Farben verwendet werden. Ein Beispiel dafür ist das Bild hier links. Die Hautfarben sind grün und gelb, sie liegen im Farbkreis nebeneinander und wirken dadurch harmonisch.
Wenn du in einer farbenfrohen Umgebung fotografierst, wird das Bild auch tendenziell voller. Vor allem wird dein Auge beim Betrachten von Farbe zu Farbe springen. Das Bild hier oben rechts zeigt das genaue Gegenteil. Es wird nur mit wenig Farben gearbeitet. Noch weiter geht das nächste Bild.
Die schwarzweißen Aufnahme lenkt die Aufmerksamkeit komplett auf die Kinder und ihre Bewegung. Wenn du mal ein Bild hast, dass zu voll ist wegen zu vieler Farben, versuch das Bild in schwarzweiß zu verwandeln und schau dir die veränderte Wirkung deines Fotos an.
Vielleicht kennst du diese Situation: Bei einem Kindergeburtstag möchtest du ein Porträt von einem der Geburtstagsgästen machen. Du nimmst die Kamera in die Hand, fokussiert und drückst ab. Aber beim Anschauen des Bildes fällt dir auf, dass dein Model mit dem Hintergrund verschmilzt. Was kannst du tun?
Zuerst eine einfarbige Wand zu finden und dein Porträt davor zu machen. Die beiden Bilder unten zeigen, wie dein Endresultat aussehen kann. Beim ersten fällt außerdem auf, dass auch das Bett auf dem das Baby sitzt, auch klar und einfach gestaltet ist. Dadurch tritt das Kind noch mehr in den Vordergrund.
Auch das zweite Bild hat einen sehr einheitlichen Hintergrund. Die blau halbhoch angemalte Wand beruhigt das Bild. Einziges worauf du achtest solltest, ist das die Linien im Hintergrund nicht die Köpfe „durchschneidet“.
Erinnerst du dich noch an dieses Bild hier? Der Hintergrund verschwimmt. Die komplette Aufmerksamkeit liegt beim Betrachten des Bildes auf dem Gesicht und vor allem den Augen.
Unschärfe ist ein tolles Mittel, um Bilddetails hervorzuheben und andere Bildelemente verschwinden zu lassen. Ohne viel technisch drumherum zu erklären, geht es bei der Unschärfe darum, wie groß der Bereich eures Objektiv ist, der scharf abgebildet ist. Die neueren Handys haben dazu meist den Porträtmodus, der automatisch so voreingestellt ist, dass nur ein relativ kleiner Bereich des Bildes scharf abgebildet wird.
Die beiden Fotos zeigen wie unterschiedlich die Unschärfe eingesetzt werden kann. Im ersten Bild wirkt es als würde das gesamte Foto scharf sein. Aber aufgepasst. Zwischen den Stiefeln kannst du sehen, dass der Hintergrund unscharf verschwimmt.
Das rechte Bild dagegen nutzt den Schärfeverlauf, um das Auge des Betrachters vom unteren linken Rand zum oberen rechten Rand zu leiten. Zusätzlich sorgt die Unschärfe dafür, dass der Hintergrund „verschwindet“.
Wie dir das hilft, ein weniger volles Bild zu bekommen? Du kannst die Unschärfe einsetzen, um z.B. im Haus bei Aufnahmen Papierstapel oder Pflanzen verschwinden zu lassen. Oder um bei einer Gruppe von Menschen im Raum nur ein paar Personen scharf ablichten zu lassen.
Eine weitere Sache, die du beim Fotografieren beachten solltest. Der Horizont.
Meistens schenken wir dem Horizont wenig Beachtung. Warum auch? Wir stehen ja mit beiden Beinen fest auf dem Boden und die Horizontlinie ist für uns meist waagerecht. Aber hast du auch schon die Erfahrung gemacht, dass du ein Bild geschossen hast und hinterher das Gefühl hattest, dass es zu einer Seite kippt?
Das Bild hier ist eine schöne, romantische Familienaufnahme am See. Aber hast du auf den Verlauf des Seeufer geachtet? Er fällt leicht ab. Gerade bei minimalistischen Bildern mit geraden Linien wird es wichtig darauf zu achten, dass die wichtigen Linien, die dein Auge zur Orientierung nutzt, gerade sind.
Aber das wird auch nochmal Thema eines weiteren Blogpost. Genauso wie das Thema „Licht und Schatten“.
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