Im vorletzten Blogpost zum Thema „Hilfe, mein Bild ist zu voll“ hatte ich es bereits angekündigt: Es wird einen ausführlicheren Blogpost zum Thema „Licht und Fotografie“ geben. Und hier ist er. Der Blogpost, der dir hilft das dich umgebende Licht besser zu verstehen und dadurch schönere und ausdrucksstärkere Bilder deines Kindes zu machen.
Was es hier nicht gibt, sind Tipps zum Blitzen. Egal, ob mit Aufsteckblitz für die DLSR-Kamera, oder der Blitz deines Smartphones. Aber keine Sorge, dazu gibt es später noch einen separaten Post hier auf dem Blog.
Ohne zu tief in Technikkiste zu greifen, gibt es hier erstmal etwas Einstiegswissen zum Licht. Warum das für dich so relevant ist beim Fotografieren? Weil das Licht die magische Zutat für das Gelingen deines Fotorezeptes ist. Praktisch Herd, Kochtopf und Salz in einem. Zuviel Licht und alles wird weiß, zu wenig Licht und du erkennst nur noch Umrisse.
Vielleicht kennst du den Vergleich von einer Kamera mit einem Auge. Und erinnerst dich noch an den Bio-Unterricht als der Lehrer erklärt hat: Licht fällt durch die Pupille auf die Netzhaut und aktiviert dort Sinneszellen. So in etwa läuft das auch bei deiner Kamera. Egal, ob du jetzt mit deinem Smartphone oder deiner DLSR-Kamera fotografierst.
Das Licht fällt durch die Linse/das Objektiv auf den Sensor in der Kamera. Je nach Wellenlänge des Lichts reagieren unterschiedliche Pixel auf dem Sensor und dein Smartphone oder deine Kamera errechnet dann daraus dein fotografiertes Bild. Soweit erstmal die Technik, sehr sehr stark vereinfacht.
Dem Sensor in deiner Kamera geht es dabei so wie deinem Auge. Sicherlich kennst du die Situation, dass bei weniger Licht, weniger erkennbar ist. Völlig logisch. Je weniger Licht durch deine Pupille fällt, desto weniger Sinneszellen können gereizt werden. Immerhin verändert sich die Empfindsamkeit der Zellen nicht. Gleiches gilt für deine Kamera. Du brauchst, vereinfacht gesagt, eine gewisse Menge an Licht, damit die einzelnen Bereiche des Sensors überhaupt erstmal reagieren können.
Falls du dich jetzt fragst „Aber, was ist denn jetzt die Mindestemenge an Licht, die ich brauche?“ dann kann ich dazu erstmal keinen konkreten Wert nennen. Denn zum einen gibt es noch weitere technische Möglichkeiten mehr aus wenig Licht zu machen, zum anderen ist auch Licht nicht gleich Licht. Aber dafür ein schönes Gestaltungsmittel.
Bevor ich in den nächsten Blogartikeln stärker auf weitere Techniktricks eingehe, damit dir die Kinderfotografie leichter von der Hand geht, dreht sich hier erstmal alles, um das Licht.
Warum? Damit du zum Beispiel am Strand gewappnet bist, wenn gleißendes Sonnenlicht starke Schatten im Gesicht deines Kindes hervorruft. Oder damit du weißt, wie du auch bei regnerischem Wetter tolle Bilder machst. Oder damit du einfach vorher weißt, dass an einem grauen, wolkigen Tag deine Bilder leider flau und kontrastarm aussehen werden. Damit du das Licht lesen und nutzen kannst.
Fangen wir mit dem Schwierigsten an. Hartes Licht. Woran du hartes Licht erkennst? Zum Beispiel daran, dass du extrem dunkle Bereiche in den Schatten hast und im Vergleich dazu fast schon weiß strahlende Flächen, dort wo das Licht aufkommt. Ein sehr deutliches Beispiel dafür ist diese Abbildung hier:
Hartes Licht kann ein wunderbares Stilmittel sein. Allerdings bringt es einige Nachteile mit sich: Müssen Menschen oder Kinder in Richtung des Lichts schauen, ist der natürliche Reflex, die Augen zuzukneifen. Sicherlich kennst du das von dir selbst.
Außerdem, wie sich das auch hier im Bild schon stark zeigt, gibt es einen starken Schlagschatten. Wenn du schon einmal Bilder von Personen im strahlenden Sonnenschein aufgenommen hast, ist dir vielleicht aufgefallen, dass die Augenhöhlen wie schwarze Löcher erscheinen. Das liegt am Schatten, der durch die Gesichtskonturen bewirkt wirkt.
Hartes Licht wird dir sicherlich recht schnell auffallen. Ansonsten verwenden einige Fotografen den Trick ihre Beiden Unterarme übereinander zu fallen. Je definierter und klarer die Kante des Schattenwurfs ist, desto härter das Licht.
Warum dieses Licht trotzdem extrem interessant für die Fotografie sein kann? Weil einfach alle Farben rund um einen zu anfangen zu leuchten und noch brillianter wirken. Und besonders die Konturen stärker hervortreten, durch den starken Kontrast.
Generell kann man sagen, dass hartes Licht vor allem zur Mittagszeit auftritt. Das hängt einfach mit dem Sonnenstand zusammen und wird sich auch nicht ändern. Wenn du kannst, sind daher Fotosessions früher am Morgen oder später am Tag zu empfehlen.
Zusätzlich ist die Chance auf richtig, richtig hartes und strahlendes Licht natürlich in den Sommermonaten, bei klarem Himmel und näher am Äquator größer.
Vielleicht kennst du das folgende Szenario: Es ist Sommer. Du bist mit deiner Familie am Strand, ihr freut euch über den strahlenden Sonnenschein. Aber der Sand reflektiert das Licht noch mehr und gefühlt sind die Augen deines Kindes immer zugekniffen und die Schatten im Gesicht sehen auch ungünstig aus. Was kannst du also tun?
Wenn du die Möglichkeit hast und du es dir einfach machen willst: Handy oder Kamera wegstecken, mit dem Kind eine Wattwanderung machen oder eine Sandburg bauen und auf die untergehende und sanftere Sonne warten. Meistens reicht es schon, ein-zwei Stunden zu warten. Geht das nicht, dann kannst du
Schatten kann in jeder Form genutzt werden. Entweder drehst du dein Kind und fotografierst im sogenannten Gegenlicht (aber aufgepasst, denn hier kann es dir passieren, dass dann dein Kind zwar top ausgeleuchtet da steht, aber der Rest des Bildes einfach nur noch weiß ist).
Oder du nutzt den Sonnenschirm, die Rückseite des Strandkorbes, einen Baum, Dünen, Häuserwände, Dachvorsprünge oder ähnliches um dem harten Licht zu entgehen.
Dabei wichtig: Gerade wenn du in einem Park fotografierst und im Schatten bist, denk daran, dass Licht reflektiert wird. Dabei bekommt es einen Farbstich. Deswegen bin ich zum Beispiel überhaupt kein Freund von Fotografieren in Parks oder anderen Grünanlagen. Die Gesichter wirken häufig grünstichig.
Möchtest du trotzdem dein Kind mit der Sonne hinter deinem Rücken fotografieren, kannst du ihm auch eine Mütze mit breiter Krempe oder einen Sonnenhut aufsetzen. Dadurch fällt Schatten ins Gesicht und dein kleiner Sonnenschein kann die Augen geöffnet lassen.
Hast du noch weitere Tipps und Ideen für das Fotografieren zur Mittagszeit mit hartem Licht? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare 🙂
Gerade wenn du in deinem Zuhause fotografierst, ist das Fensterlicht wahrscheinlich das Licht deiner Wahl. Der große Vorteil beim Fensterlicht: Dadurch, dass das Sonnenlicht durch die Fensterscheibe fällt, wird es „gebrochen“ und dadurch diffuser und weicher gemacht. Du behälst den natürlichen Schattenverlauf, hast aber weichere Kanten und weniger „Schwarz“ im Bild, wie du in der Fotografie hier unten siehst.
Wenn du diese Bild mit dem vorherigen Bild vergleichst, siehst du, wie viel softer und damit auch meistens schmeichelhafter das Fensterlicht ist. Alles wirkt weicher, allerdings nimmt auch die Stärke der Farben ab.
Wie hilft dir diese Information jetzt weiter, wenn du dein Kind fotografieren möchtest? Zum Beispiel, indem du weißt, dass viele von den Bildern auf diesem Pinterest-Board mit softem, weichen Tageslicht gemacht worden sind. Wenn du jetzt ebenfalls Bilder für z.B. einen Familienkalendar machen möchtest, aber bisher deine Bilder „irgendwie anders“ ausgesehen haben, versuch mal diese Übung.
In den meisten Fällen handelt sich bei dem Licht, was du für deine Fotos nutzt um „gerichtetes Licht“, also Licht, was aus einer Richtung fällt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dieses Licht auf deine Fotos wirkt, gibt es eine einfache Übung.
Platziere die Spieldecke deines Kindes an einer Stelle auf die das Fensterlicht fällt, aber du noch genügend Raum hast, um die Spieldecke zu umlaufen. Dann beginn mit dem Fotografieren, während dein Kind auf der Decke spielt. Wichtig bei der Übung ist erstmal nicht, ob dein Kind in die Kamera schaut oder wo der Fokus liegt etc. Wichtig ist erstmal nur, dass du ein Gespür für die Wirkung des Lichts bekommst.
Jetzt versuche im Uhrzeigersinn um die Spieldecke herumzulaufen und 8 Bilder zu schießen. Stell dir vor die Spieldecke ist ein Kreis und alle 45° machst du ein Bilder in Richtung deines Kindes. Mit einer App wie z.B. Layout von Instagram kannst du dann alle 8 Bilder zu einem zusammenfügen und sehen wie sich das Licht verändert.
Wichtig ist, dass du nicht zuviel Zeit auf das Fotografieren verwendest. Die Sonne bewegt sich nämlich und gerade zur Herbst und Winterzeit verändert sich die Richtung des Lichtes super fix.
Ideen wie du wunderschöne Fotos deines Kindes in deinem zu Hause machst, findest du hier auf diesem Pinterest-Board.
Schatten, Schatten und immer wieder Schatten. Ich hatte es ja bereits weiter oben angeschnitten, die grauen, bewölkten Regentage. Oder einfach nur Tage, an denen der Himmel total bewölkt ist und irgendwie das Licht gar nicht richtig auszumachen ist. Das Bild hier unten ist ein gutes Beispiel für so eine Lichtsituation.
Was bedeutet dieses Licht für dich? Also zum einen erstmal, dass die Farben deines Bildes eher „flach“ sind. Sie wirken weniger gesättigt und kräftig. Hast du dir im Bild den Himmel angeschaut? Er wirkt wie eine graue, konturlose Fläche. Keine Wolke ist zu erkennen.
Ist dir allerdings auch aufgefallen wie gleichmäßig die Gesichter der Mädels aussehen und dass es fast keine Schatten gibt? Oder wie sanft das Bild insgesamt wirkt? Ein bewölkter oder verhangener Himmel kann wie eine riesige Softbox wirken und gerade für Portraitaufnahmen sehr charmant sein.
Ich persönlich bin kein Fan des grauen Himmels, aber falls du eine Fotosession mit deinem Kind draußen z.B. auf einem Spielplatz planst und nah dran bist, kann dieses Licht für dich gold wert sein. Und deine schönsten Portraitaufnahmen hervorbringen.
Das gilt auch für Bilder, die im Schatten entstehen. Du erinnerst dich noch an den Tipp für Lichtsituationen mit starkem, hartem Licht? Dieses Bild hier unten löst diese Situation, indem die Portraitaufnahme im Schatten auf einer Treppe stattfindet.
Die Konturen der Frau sind sehr weich und soft dargestellt, die Augenhöhlen sind ohne störende Schatten. Im Hintergrund erkennt man, dass das Tageslicht sehr stark zu sein scheint (der Hintergrund versinkt praktisch in einem reinen Weiß). Sie selber bekommt allerdings einen leicht bläulichen Hautunterton, da das Licht von der Wand in ihre Richtung zurückgeworfen wird.
Wenn du das nächste Mal mit deinem Kind unterwegs bist, stell den Kinderwagen vor einer schattigen Wand ab und versuch dich dort in Portraitaufnahmen.
Wenn das starke Mittagslicht der Antiheld der Fotografie ist, ist sein Foto-Helden-Pedant das goldene Abendlicht. Kennst du den Begriff der goldenen Stunde? Ohne hier in sehr ausschweifende Erklärungen zu geraten, warum es zu dieser Art des Lichtes kommt, das so wunderschön sanft und golden ist, ist die wichtigste Information für dich: Zweimal am Tag steht die Sonne so günstig, dass das Licht eben rötlich-golden wirkt und wie in dem Bild unten links erstrahlt. Wann diese Zeiten sind, variiert von Ort zu Ort und Tag im Jahr. Einen charmanten Rechner dafür findest du hier.
Wie hilft dir jetzt das Wissen, um die goldene Stunde? Na, zum Beispiel dadurch, dass wenn du so ein richtig romantisches Bild von dir und deinem Kind haben möchtest, zum Beispiel, ihr beiden, zusammen, Hand in Hand, den Strand herunterschlendernd und hinter euch ein rötlich-goldener Himmel, dann weißt du jetzt, zu welchem Zeitpunkt dein Partner oder Fotograf die Kamera zücken muss. Und dadurch kannst du planen.
Besonders wenn du mit einer Handykamera fotografierst, deren Sensoren tendenziell nicht ganz so sensibel sind, wie die vieler DLSR-Kameras, ist es wichtig, dass du weißt wie welches Licht wirkt.
Denn nichts ist frustrierender, als zu fotografieren und mal ein wunderschön ausgeleuchtetes Bild zu haben und ein anderes Mal ein Bild zu bekommen, dass entweder unterbelichtet ist oder mit so starken Schatten daherkommt, dass man selbst mit verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen oder Apps nichts mehr retten kann.
Der erste Schritt zum besseren Fotografieren ist erstmal mit verschiedenen Lichtarten vertraut zu werden. Genau dafür ist dieser Blogpost auch da, nämlich dir ein Gefühl für verschiedene Lichtsituationen und ihre Auswirkungen zu geben. Und dich gleichzeitig dafür zu sensibilisieren oder darauf ausmerksam zu machen, dass und wie das Licht wirkt.
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Happy Kids - Drei einfache Tipps um dein Kind besser zu fotografieren - Christina Harms Fotografie
27. Juni 2020
[…] nächsten Blogartikel „Licht und Schatten“ wird sich alles um das Licht drehen. Welches Licht hat welche Wirkung in deinem Bild? Wie kannst du […]
Hilfe, mein Bild ist zu voll. - Christina Harms Fotografie
27. Juni 2020
[…] Aber das wird auch nochmal Thema eines weiteren Blogpost. Genauso wie das Thema „Licht und Schatten“. […]