Der Blogartikel heute widmet sich mal nicht der Hochzeitsfotografie, sondern dem Fotografenleben. Egal in welchem Metier man fotografiert, irgendwann kommt sicherlich jeder Fotograf an einen Punkt, der so ein wenig der Schreibblockade des Autoren ähnelt. Man wiederholt immer und immer wieder die gleichen Bildmotive. Oder man sieht jede Menge Bilder auf Instagram, aber mittlerweile fühlt sich der eigene Bildstil irgendwie alt und abgestanden an. Oder es fehlt einem einfach an Energie, um die nächsten Fotografieprojekte in Angriff zu nehmen. Was kann man als Fotograf tun, um neue Energie, neue Inspiration oder neue Blickwinkel zu bekommen?
Heutzutage sind Fotos allgegenwärtig. Instagram und Pinterest boomen und wer möchte, kann seinen gesamten Tag damit verbringen Fotografien zu betrachten. Eigentlich kein schlechter Ansatzpunkt, falls man als Fotograf ein wenig neuen Input braucht.
Aber in meiner Zeit als Fotografin habe ich festgestellt: So toll Instagram oder Pinterest auch sind – vor allem für konkrete Fragen z.B. nach Posingideen – so unpersönlich sind diese beiden Welten auch. Sicherlich, man kann kommentieren, diskutieren oder Likes und Lob verteilen.
Aber wie motiviert seid ihr wirklich, über euch hinauszuwachsen oder an euch zu arbeiten, um die nächste Stufe eurer Fotografie zu erreichen, wenn eure ganze Belohnung aus ein paar Likes und Comments besteht? Ich habe festgestellt: Richtig wachsen tue ich dann, wenn ich mit anderen Menschen im Dialog bin und neue Orte sehe.
Ihr habt es sicherlich schon bei Instagram gesehen oder in Facebook Werbeanzeigen. Der Workshop-Markt für Fotografen booooooomt. In jeder Stadt, an jeder VHS und bei fast jedem Fotografen kann man heute Workshops buchen. Zu fast jedem Thema und für jeden Geschmack.
Als ich angefangen habe, mich mit der Fotografie auseinanderzusetzen, waren es zuerst Bücher aus denen ich meine Informationen geholt habe. Irgendwann habe ich dann festgestellt: Ich brauche jemanden, dem ich Fragen stellen kann.
Und dann kam mein damaliger Freund mit der Idee um die Ecke, ich könnte doch einfach diese spitzenmäßige Wedding Photographer Conference in Brooklyn, New York besuchen. Und ich dachte erstmal so „Oh Gott, oh Gott, das ist doch total teuer.“ und aufwendig und New York ist so anstrengend. (Kleiner Fun Fact: Eigentlich nur, wenn man direkt in Manhattan wohnt und mehr als 7 Tagen bleibt. Ansonsten ist die Stadt ein Träumchen.)
Dennoch saß ich ungefähr ein halbes Jahr später im Flieger. Denn was damals in den USA schon total normal war – und mittlerweile auch mehr in Deutschland angekommen ist, aber dazu später mehr -, war das Prinzip, dass erfolgreiche Fotografen anderen motivierten Fotografen in kleinen Session von 2 Stunden ihr Handwerk zeigen.
Und da ich zu diesem Zeitpunkt gerade mal 3 Monate als Unternehmen existiert habe, dachte ich mir, warum nicht einfach noch etwas mehr für die Hochzeitssaison 2017 lernen?
Ein Grund für mich damals ausgerechnet in den USA einen Workshop zu besuchen, war definitiv die Bildsprache der Hochzeitsfotografen dort. Hier in Deutschland überwiegte meistens ein sehr heller, pastelliger Bildstil, der so gar nicht meinem Look entsprochen hat und ich war neugierig auf die Fotografen dort.
Eine Sache, die ich so gar nicht erwartet hatte, und dabei bin ich vorher bereits in New York gewesen, war, dass die Lichtqualität einfach mal eine ganz andere ist. Das macht das Fotografieren dort zu einem besonderen Erlebnis.
Und ein weiteres großes Plus: Wenn man sich jeden Tag in seinem gewohnten Umfeld bzw. Kulturkreis bewegt, dann sieht man irgendwann immer weniger Neues. Weil die Dinge und Verhaltensweisen um einen herum einfach normal und alltäglich sind. Auf die Idee einen Gartenzwerg im Vorgarten meines Nachbarn zu fotografieren, würde ich nicht kommen.
In Brooklyn dagegen hat mich dieser Gartenflamingo genug gereizt, um ihn für immer auf meine Speicherkarte zu bannen.
Der Trip nach New York hat mich also erst dazu motiviert mit neugierigen Augen und wachem Blick New York zu erkunden und nachdem ich wieder zurück war, auch meine Umwelt mit anderen Augen zu sehen. Während meiner Zeit in New York kam mir auch die Idee für meine eigene Serie „Doors of“. Kein direktes Resultat meiner Teilnahme am Workshop, aber definitiv eine nette Randerscheinung der Reise. Die Bilder findet ihr in den Galerien zu meinen freien Projekten.
Eine andere Sache, die ich unglaublich zu schätzen gelernt habe, als ich am Wanderers Workshop in Barcelona teilgenommen habe: Das gemeinsame Fotografieren während eines Styled Shootings. Dabei handelt es sich um ein Shooting mit Models in Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen für z.B. Hochzeitsfloristik, Hochzeitskleider, Location oder Accessoires.
Der Vorteil? Zum einen bekommt man praktisch auf dem goldenen Tablett die perfekten Bilder für das eigene Portfoliogeliefert. Nichts geht über echte Bilder von echten Fotoshootings mit echten Paaren und großen Emotionen, aber mit Models und einer ausgewählten Location zu arbeiten, ermöglicht einem Fotografen tatsächlich nochmal anders zu fotografieren und unkonventionellere Sachen auszuprobieren.
Fotografiert man ein Hochzeitspaar kann man sicherlich auch Dinge ausprobieren, aber im besten Fall heiratet das Paar nur einmal und da muss einfach alles sitzen und der Raum für Experimente ist begrenzt.
Workshops in anderen Ländern bringen einen außerdem in der Regel mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammen. Während des Wanderers Workshop in Mai waren Fotografen aus Spanien, England, Deutschland und Italien anwesend. Jedes Land hat seine eigene Bildsprache oder eher seine eigene Art und Weise der Fotografie.
Klingt erstmal total banal, aber als wir gemeinsam beim Styled Shoot waren und ich gesehen habe, wie unterschiedlich die Personen an das Anleiten des Model-Paares herangegangen sind, war das unglaublich spannend. Und wenn man mit anderen Hochzeitsfotografen zusammen übt und lernt, hat man auch gleich eine andere Basis und kann ganz andere Fragen stellen. Eine großartige Informationsquelle.
Und als kleinen Bonus ergeben sich aus solchen Workshops auch häufig Freundschaften und Kollaborationen. Nach meinem Besuch in Barcelona wollte ich mich eigentlich zu einem eigenen Shooting mit Models mit Serena von Serena Morandi Photography in Barcelona treffen. Statt mit Models haben wir uns anschließend für Maternity Sessions am Lago Maggiore getroffen, denn von dort kommt Serena gebürtig.
Eine tolle Erfahrung und für mich die Möglichkeit nochmal tiefer in die Welt der Schwangerschaftsfotografie einzutauchen. Einige Bilder des Shootings findet ihr im Beitrag zu unkonventionellen Schwangerschaftsshootings.
Was ansonsten für bei mir immer wieder den Motor zum Neustarten bringt und eine stete Inspirationsquelle ist: Sich bei Workshops ganz bewusst in andere Genres vorwagen. Mein Hauptaugenmerk liegt ja definitiv auf der Hochzeitsfotografie. Ich liebe Hochzeiten, ich liebe diese Feiern und jedes Brautpaar treibt mir immer wieder die Tränen in die Augen. Aber was kann ich zum Beispiel für meine eigene Fotografie lernen, wenn ich beim wrkshp (der Wedding Photographer Conference) den Workshop von Hugh Forte – einem grandiosen Foodfotografen – besuche?
Eine Menge mehr als ich zuerst so gedacht hatte. Denn er hat nicht nur über Food Photography gesprochen, sondern viel grundsätzlicher über das Zusammenspiel von Farbe und Textur der Materialien. Anschließend hat er erst an einem Beispiel demonstriert wie man mit den Zutaten ein wunderhübsches Bild komponiert und das größte Aha-Erlebnis für mich: Less is more. Wenn ein Bild nicht funktioniert, dann sollte man nicht hemmungslos weitere Einzelteile hinzufügen, sondern stattdessen Dinge entfernen und das Bild „entschlacken“.
Einen anderen Workshop, den ich mir in New York ausgesucht hatte, drehte sich komplett um die Boudoir-Fotografie. Tonhya Kae war die Fotografin und ihre Boudoir-Serie „La Femme Forte. The Strong Woman“ ist einfach mal so richtig der Hammer. Bei ihr waren wir in einer wunderschönen Location und sie hat uns Schritt für Schritt erklärt, wie sie ihre Modelle platziert, mit ihnen redet, Unsicherheiten abbaut und eine tolle Atmosphäre zum Arbeiten schafft.
Der Wahnsinn. Natürlich sind die Menschen während einer Hochzeitsportraitsession nicht so nervös wie Menschen, die nur in Unterwäsche fotografiert werden. Aber nervös sind sie trotzdem und angespannt, denn so eine Hochzeit bedeutet Stress.
Und neben diesen wirklich hilfreichen Informationen gab es außerdem noch eine weitere Lektion in Sachen „Natürliches Licht“ und was ich noch viel spannender fand: Ihre Gedanken zum Thema „Schönheit“ und „Beauty Retusche“. Nicht ohne Grund hat sie als Slogan „Inviting You to Be Bold“ auf ihrem Bild stehen. Sie zeigt die Frauen nämlich natürlich und ohne sie künstlich mit Photoshop aufzuhübschen.
Ob man wirklich ein Flugticket braucht und unbedingt in ein anderes Land reisen muss, weiß ich nicht. Meine Erfahrung von beiden Workshops war jedoch, dass mich sowohl die Andersartigkeit der Länder, also die neue Umgebung, als auch der neue Input der Workshops total beflügelt haben.
Beide Male kam ich mit einem großen Notizbuch voller Ideen und Pläne wieder zurück und habe anschließend einen weiteren Schritt in meiner fotografischen Entwicklung gemacht. Verglichen mit meiner Fotografie-Klasse hier in Deutschland waren die Workshops wesentlich effizienter und haben definitiv mehr in mir bewegt.
Allerdings ist diese Art der oben beschriebenen Workshops auch in Deutschland angekommen und es gibt zwischen Nordsee und den Alpen einige gute Fotografen, die Workshops inklusive eines Styled Shoots anbieten. Die Workshops von Vicky Baumann sehen z.B. immer richtig toll aus, aber bisher hat für mich leider noch keiner zeitlich gepasst.
Fazit: Wenn ihr auf der Suche nach neuen Bildideen seid, einfach etwas neues Erfahren oder gerne andere Fotografie-Kollegen kennenlernen wollt: Bucht euch einen Workshop. Klar, die Preise sehen erstmal happig aus, aber bisher habe ich keinen einzigen Workshop bereut.
Und schaut euch auf Instagram aufmerksam bei euren Lieblingsfotografen um. Auf den wrkshp ist die Wahl gefallen, weil ich ein riesiger Benj Haisch-Fan bin und er dort doziert und diesen Workshop promoted hat. Ein tolles Erlebnis.